Wir übernehmen an dieser Stelle eine Pressemitteilung des Landeselternausschusses zum Thema Lehrerqualifizierung, Lehrermangel und die entsprechenden Auswirkungen auf die Schülerinnen und Schüler.

„Schnelles Handeln seitens Politik und Verwaltung ist erforderlich! Es muss sofort für qualifizierte Lehrer für unsere Kinder gesorgt werden!“, fordert der Vorstand des Landeselternausschusses. Die Hiobsbotschaften kommen Schlag auf Schlag:

Zuerst die verheerenden Ergebnisse der Berufsbildungsreife im letzten Schuljahr. Ein Viertel der Schüler der Sekundarschulen (ISS) ist durch die Prüfung gefallen, die dem früheren Hauptschulabschluss entspricht. Aber auch für den nächsten Jahrgang sieht es nicht besser aus, wie die Veröffentlichung der Ergebnisse von VERA 8 zeigt. Über 60% der ISS Schüler erreichen nicht einmal die Mindeststandards in Deutsch und Mathematik. „Wie sollen diese Schüler die Berufsbildungsreife, geschweige denn das Abitur bestehen?“, fragt sich die Vorsitzende des Landeselternausschusses, Lieselotte Stockhausen-Doering.

Dann folgen die Ergebnisse des Ländervergleichs in Mathematik und Naturwissenschaften. Berlin bildet meist zusammen mit Bremen in allen Bereichen das Schlusslicht. Zuletzt geistert die Nachricht, dass für das nächste Schuljahr 2000 Lehrer fehlen, durch die Presse. Zum Trost weist die Senatorin auf den Gesetzesentwurf für das neue Lehrerbildungsgesetz hin. Grundschullehrer müssen nun verpflichtend die Fächer Mathematik und Deutsch belegen. Der neue Studiengang soll, wenn das Gesetzgebungsvorhaben planmäßig abläuft, im Semester 2014/15 anlaufen. Auf den Studiengang soll ein achtzehnmonatiges Referendariat folgen, so dass frühestens in sechseinhalb Jahren mit den neuen, voll ausgebildeten Lehrern gerechnet werden kann. „Das entspricht schon wieder einer ganzen Grundschülergeneration!“, gibt Stockhausen-Doering zu bedenken. Dazwischen liegt dank Pensionierungswelle und Altersteilzeitreduzierung ein erhöhter Lehrerbedarf. Alleine im nächsten Schuljahr von über 2000 Stellen. Dem stehen aber nicht genügend voll ausgebildete junge Lehrer gegenüber.

Hier muss sofort gehandelt werden, fordert der LEA-Vorstand. „Noch weitere Quereinsteiger und Personalbudgetierungskräfte einzustellen, stopft die Löcher nur auf dem Papier, sorgt aber nicht unbedingt für qualifizierten Unterricht! Da werden oftmals ambitionierte Menschen einfach verheizt!“. Die Eltern fordern, dass aus den verheerenden Ergebnissen sofort Konsequenzen gezogen werden. „Wir haben keine sechs Jahre mehr Zeit!“. Stockhausen-Doering fasst den Forderungskatalog zusammen:

Die einhundertprozentige Lehrerausstattung reicht nicht. Die Lehrer dürfen mit den Problemen nicht alleine gelassen werden. Für alle Lehrkräfte, die Mathematik und Naturwissenschaften unterrichten, bedarf es sofortiger Fortbildungs- und Nachschulungsmaßnahmen. Referendare dürfen nur mit Beratung ihrer Mentoren unterrichten und nicht mehr acht Stunden die Woche alleine ohne jegliche Beratung. Eine besondere Fachaufsicht ist einzurichten bzw. zu verstärken, die kontrolliert und berät. Die Schulinspektion beurteilt die Didaktik und Methodik des Unterrichts, nicht aber die fachliche Richtigkeit. Die chulleitungen sind überfordert bei Kollegien von teilweise über 80 Lehrkräften regelmäßig Hospitationen vorzunehmen. Hier bedarf es einer Beratung und Hilfe von außen.

Lieselotte Stockhausen-Doering
Vorsitzende des Landeselternausschusses Berlin (LEA)