In der BEA-Sitzung am 10.02.2020 stellten sich unsere Eltern dem Thema Gemeinschaftsschulen im Bezirk Marzahn-Hellersdorf. Dazu bekamen wir verschiedene Ausführungen von den Referenten*innen. Dabei waren die Leiterin des Grundschulteils der Wolfgang-Amadeus-Mozart-Schule, eine Vertreterin des Elternnetzwerks der Gemeinschaftsschulen und Gesamtelternvertreterin der Fritz-Karsen-Schule Neukölln, die GEV-Vorsitzende W.-A.-Mozart-Schule und Herrn Buza (Außenstelle der SenBJF/Schulaufsicht).

Zuerst einmal zu den Eckdaten: Seit 2008 gibt es in Berlin die ersten Gemeinschaftsschulen als Pilotprojekt, das wissenschaftlich begleitet wurde. 2016 entstand daraus ein 250 Seiten langer wertvoller Auswertungsbericht (siehe https://www.berlin.de/sen/bildung/schule/bildungswege/gemeinschaftsschule/gems_2013_2014_abschlussbericht_mit_isbn_pdf.pdf) der Vergleiche mit den Hamburger Gemeinschaftsschulen liefert. Berlin erreichte in diesem Vergleich signifikante Ergebnisse. Was kaum einer weiß, die Gemeinschaftsschulen wurden erst 2018 im Schulgesetz als Regelschule mitaufgenommen. Dieser Stellenwert im Schulgesetz ist aber auch für die Gemeinschaftsschulen sehr wichtig. Ausschlaggebend für die Aufnahme in das Schulgesetz war die Forderung des Elternnetzwerkes der Gemeinschaftsschulen in Zusammenschluss mit dem Schulleiternetzwerk. Das Ziel aller Gemeinschaftsschulen ist das gemeinsame Unterrichten der Kinder von der 1. Klasse bis zum Abitur.

Insgesamt lässt sich in allen Bezirken feststellen, dass Eltern, die ihre Kinder aus dem Einzugsgebiet an einer Gemeinschaftsschule anmelden, oftmals gar nicht wissen, was dies eigentlich beinhaltet:

  • Sozialkontakte halten länger und werden nach der 6. Klasse nicht auseinandergerissen.
  • Der Druck entsprechende Leistungen für die weiterführenden Schulen zu erbringen, fällt weg.
  • Viele Kinder entwickeln bzw. entpuppen sich erst zwischen der 7. und 9. Klasse. Viele von den Eltern kennen dies im Zusammenhang mit dem Spruch: „wenn der Knoten platzt“.
  • In einer Gemeinschaftsschule gibt es genau in dieser entscheidenden Phase keine Neugewöhnung an Lehrer*innen, kein Zusammenfinden neuer Freunde und kein Zurechtfinden in einer neuen Umgebung, gerade auch in der körperlichen Findungsphase der Pubertät.
  • Auch für die Lehrkräfte fällt der Druck weg, die Kinder zu beurteilen; es ist eine große Verantwortung.
  • Projekte können leichter gemeinsam eingerichtet und fortgeführt werden (eine Gemeinschaftsschule in Berlin hat sogar einen Bauernhof), da auch die Eltern länger dabei sind.
  • Im Vordergrund steht dabei auch die Erreichbarkeit des bestmöglichen Abschlusses für alle Kinder. Hier sind auch besonders Kinder mit Förderschwerpunkt gemeint, die sonst durch das Schulraster purzeln würden.
  • Alle Schulabschlüsse stehen den Schüler*innen offen: das Ziel der Chancengleichheit kann hierdurch erreicht werden.
  • inklusive Beschulung aller Kinder wird in dieser Schulform realisiert
  • man ist keine Konkurrenz zu den Gymnasien

Ganz deutlich wurde gesagt, dass Gemeinschaftsschulen ein Netzwerk aus Eltern, Schüler*innen und Lehrkräften sind und nur so einwandfrei funktionieren können.
Berlinweit gibt es 26 Gemeinschaftsschulen verschiedenster Art, mit wirklich unterschiedlichen Konzeptionen; jede Schule für sich besonders.

Bei uns im Bezirk gibt es drei Schulen:

Diese drei Gemeinschaftsschulen entstanden auf verschiedene Art und Weise. Die Marcana-Schule zum Beispiel ist neu eingerichtet worden und hat dieses Jahr ihre erste eigene 7. Klasse hochgeführt. Die Gretel-Bergmann-Gemeinschaftsschule ist ein Zusammenschluss zweier Schultypen, einer Grundschule und einer Oberschule.

In das Schulleben und Leitbild der Wolfgang-Amadeus-Schule ließ uns die Leiterin des Grundschulteils, Einblick nehmen. Hierbei wurde deutlich, dass auch die Lehrer*innen einer Gemeinschaftsschule die Vorteile dieses Schultyps als Unterstützung ihrer Arbeit sehen, hier besonders die enge Zusammenarbeit zwischen Sek I und Sek II und die Möglichkeit die Kinder länger zu begleiten.

Auch im Jahr 2020 verlassen nur 25 Schüler*innen diese Schule nach der 6. Klasse zum Übergang an eine andere Oberschule, das ist nur ein Drittel. Hauptgrund ist die fehlende Oberstufe (Sek II), für die sich die Schulleitung, Lehrkräfte und die Eltern der Wolfgang-Amadeus-Mozart-Schule momentan sehr stark engagieren.
Die Schule plant weiterhin, sich ein besonderes Schulprofil zu geben, damit weniger Kinder automatisch nur wegen des Einzugsbereichs in die Schule gehen, um dann nach der 6. Klasse die Schule zu verlassen, sondern dass man Kinder hat, die bleiben und somit das Auffüllen in der 7. Klasse durch neue Kinder wegfällt und die Brüche und Veränderungen wegfallen können.

Herr Buza möchte hier ausdrücklich erwähnt haben, dass die Wolfgang-Amadeus-Mozart-Gemeinschaftsschule eine großartige Arbeit leistet und dies, obwohl sie seit ca. 1,5 Jahren ohne Schulleitung und die Auslagerung alle Herausforderungen meistert.

Das Fazit dieses großartigen Einblickes ist, dass sich eine Gemeinschaftsschule nicht verstecken muss, mehr Anerkennung verdient und viel mehr solcher Schultypen existieren sollten.

Die Elternvertreter*innen wunderten sich, dass bei den Neubauschulen im Bezirk keine Gemeinschaftsschule dabei ist, denn das Konzept erschien ihnen sehr positiv. Grund hierfür ist oftmals das Fehlen geeigneter Grundstücke, die größer sein müssen, als für die einzelnen Schulformen (neues Musterraumprogramm) und natürlich ist es immer auch der politische Wille der Verantwortlichen.

Mehr Infos zum Thema auch unter https://www.berlin.de/sen/bildung/schule/bildungswege/gemeinschaftsschule/

Im Anschluss äußerte sich Herr Buza zum Stand in der Außenstelle der Schulaufsicht der SenBJF. Man ist hier gerade in der Abfrage und Auswertung der Schulbedarfe (Lehrkräfte) für das Schuljahr 2020/2021. Ein Ergebnis hierzu soll im März 2020 vorliegen und wird dann direkt an die Senatsverwaltung weitergeleitet. Dabei wird nicht vergessen, dass es bereits im letzten Jahr zu wenige Grundschullehrer*innen gab. Man versucht gegenzusteuern, wo man kann. So setzt die Senatsverwaltung angestellte Lehrkräfte von Anfang an in die höchste Erfahrungsstufe, um so einen Nachteilsausgleich gegenüber der Verbeamtung zu schaffen, der sich allerdings im Laufe der Jahre aufhebt. Im letzten Schuljahr gab es in Marzahn-Hellersdorf im Durchschnitt 23,1 Kinder pro Klasse, obwohl 24-26 Kinder vorgegeben sind.

Da das Jahr 2020 gerade erst angelaufen ist und bekanntlich meist hier die Wahlen in den Gremien anstehen, konnten kaum Berichte aus den Gremien erfolgen. Es wurde hauptsächlich auf Neuwahlen und konstituierende Sitzungen verwiesen.

In Bezug auf das Sturmtief Sabine informierte der BEA sofort nach Veröffentlichung der Senatsverwaltung über den Umgang mit dem Schulweg an den gefährdeten Tagen über Facebook und per E-Mail.

Am 24.01.2020 wurde die Turnhalle der Grundschule an der Geißenweide eröffnet. Hier konnte der BEA mit zwei Vertreter*innen vor Ort teilnehmen. Wir freuen uns für die Grundschule an der Geißenweide über die neugewonnenen Sporträume. Am 17.02.2020 soll die nächste Turnhalle eröffnet werden. Wir werden berichten.

pdficon large Präsentation des Elternnetzwerkes als PDF zum Herunterladen