In unserer BEA-Sitzung vom 24.04.2017 zeigte unser Referent Mario Dobe, Leiter der Fachgruppe Inklusion, Demokratiebildung, Initiative Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller Vielfalt (ISV), Diversity und Gender Mainstreaming in seinem Vortrag die Hintergründe, Notwendigkeit und Bedeutung von Inklusion. Was Inklusion und Demokratiebildung miteinander zu tun haben und wie es aus Sicht der Schulaufsicht mit dem Schulversuch „Gemeinsam auf dem inklusiven Weg“ weitergeht, verrät Ihnen dieser Artikel.

Mario Dobe ist seit über vier Jahren in der Senatsverwaltung u. a. für das Thema Inklusion zuständig und begann seinen Vortrag mit den rechtlichen Hintergründen. Das Berliner Schulgesetz ist seit 2004 schon inklusiv angelegt. In Paragraf 3, Abs. 1 und 3 und Paragraf 4 Abs. 2 und 3 sind die Grundsteine für den gemeinsamen Unterricht aller Schülerinnen und Schüler gelegt.

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Integration und Inklusion werden teilweise immer noch vermischt. Ein bisschen Mitschuld trägt daran auch die Übersetzung von Artikel 24 der UN-Konvention zum Schutz der Rechte von Menschen mit Behinderungen (UN-BRK). Während Integration versucht, den Menschen an das System anzupassen, setzt Inklusion darauf, Barrieren abzubauen und so Teilhabe für Alle zu ermöglichen.

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Inklusion ist auch ein gesellschaftlicher Paradigmenwechsel. Während vor noch nicht all zu ferner Zeit Menschen mit Behinderungen in der Gesellschaft nicht gesehen und gewollt waren, setzt heutzutage dieser gesellschaftliche Wandel langsam, aber stetig ein. Inklusion funktioniert aber nicht ohne Demokratie und Demokratie funktioniert nicht ohne Inklusion. Inklusion ist ein Menschenrecht und ermöglicht verschieden zu sein und teilzuhaben. Auf das Schulleben heruntergebrochen heißt es, dass die inklusive Schule auch eine demokratische Schule ist, in der Demokratie erfahren, gelernt und gelebt werden kann.

Ob Inklusion wirklich sein muss, hört man Menschen immer noch fragen. Das ist aber die falsche Frage, denn Menschenrechte sind unteilbar und gelten somit auch für alle Menschen. Ebenso das Berliner Schulgesetz. Vielmehr muss die Frage lauten: Wie muss eine inklusive Schule gestaltet sein, die in der Lage ist, auf Vielfalt so einzugehen, dass alle Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen gleichermaßen wertgeschätzt werden?

Dieses Schaubild zeigt, wie einfach es sein kann.
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Eine Art Leitfaden findet man im „Index für Inklusion“ der in jeder Schule unseres Bezirkes und als PDF unter www.eenet.org.uk/resources/docs/Index%20German.pdf zu finden ist.

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Inklusion bedeutet auch, Vielfalt als Chance für Alle zu sehen – auch beim Lernen. Das wird durch zusätzliche Ressourcen unterstützt, die allen Schulen zur Verfügung stehen.

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Schule steht aber nicht allein da. Gerade für die Schüler_innen, die die größeren Herausforderungen darstellen, gibt es auch Unterstützung durch die Jugendhilfe.

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Im zweiten Teil des Themenabends ging Frau Dr. Imke, Referatsleiterin der Schulaufsicht in der Außenstelle der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie auf den Schulversuch „Gemeinsam auf dem inklusiven Weg“ (früher: INKA I-III) ein. Der Schulversuch endet laut Genehmigungsschreiben mit Ablauf des Schuljahres 2016/2017 Entsprechend der angedachten Einführung/gesetzlichen Umsetzung der Inklusion im Land Berlin zum Schuljahr 2017/2018 wird der Schulversuch „gemeinsam auf dem inklusiven Weg“ - so ist es vorgesehen - jahrgangsweise auslaufen. Im Schuljahr 2018/2019 werden die Inhalte des Schulversuchs daher weiterhin in den Klassen 4 - 10 zur Umsetzung kommen.

Aktuell befinden sich 14 Grundschulen und sechs Integrierte Sekundarschulen in diesem Schulversuch, die also auch weiterhin für ihre Schüler_innen die notwendige personelle Ausstattung erhalten.

In den anschließenden Fragerunden drehten sich die Fragen um Förderdiagnostik und um Bemessungsgrundlagen für die Zumessung von zusätzlichen zeitlichen Ressourcen für verschiedene Förderschwerpunkte.

Abschließend ein kurzer Denkanstoß, der eine andere Sicht auf das Thema gibt. Behindert sein oder behindert werden sind zwei unterschiedliche Betrachtungen auf das gleiche Thema und Inklusion hat im Ansatz das „behindert werden“ aufzulösen. Damit löst sich auch das „behindert sein“ auf.

Inklusion in der Schule wird teilweise mit einigen Vorbehalten und Bedenken gesehen. Schaut man in die Kitas und wie dort die Kinder mit und ohne Behinderung einander begegnen, stellt man fest, dass Vorbehalte keinen natürlichen Ursprung haben, sondern erst entstehen. Das bedeutet, die Haltungsänderung für alle, die mit dem Thema umgehen wollen und müssen, beginnt im Kopf, und zwar hin zu einer gemeinsamen Welt.

Inklusion als flächendeckend „normale“ Begebenheit in die Gesellschaft zu bringen, wird sicherlich noch ein paar Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte dauern. Aber wir sind es, die mit unserer Haltung dazu diesen gesellschaftlichen Wandel beschleunigen, indem wir unsere Ängste und Bedenken ernsthaft hinterfragen.

Downloads

pdficon large Vortrag von Herrn Dobe als PDF zum Herunterladen

Linkempfehlungen

Schwerpunktseiten Inklusion der SenBJF - https://www.berlin.de/sen/bjf/inklusion/
Fachbeirat Inklusion Berlin - https://www.berlin.de/sen/bjf/inklusion/fachinfo/
Inklusion auf Bildungsserver - http://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/schule/inklusion/
Bundesbehindertenbeauftragte - http://www.behindertenbeauftragte.de/DE/Home/home_node.html